Was für den einen mit Leichtigkeit zu meistern ist – bedeutet für den anderen eine riesen Herausforderung!
Und das ist vollkommen ok!
Das ist Persönlichkeit. Das ist Individualität.
Aber wie oft verlangen wir von uns etwas, das eine riesen Herausforderung für uns darstellt… aber meinen es können zu müssen, weil andere es ja auch machen. Weil es bei anderen so leicht aussieht…!
Der eine hält einen Vortrag mit Leichtigkeit. Er geht sogar darin vollkommen auf. Erblüht. Der andere schwitzt und zittert vor Aufregung. Die Stimme ist ganz belegt. Er zwingt sich etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht möchte. Aber ich muss doch da durch – andere können das doch auch – warum ich nur nicht?
Ja jetzt könnte der mit der Vortragsangst sich abwerten… immer mehr an seinem Selbstwert verlieren…
Aber er könnte sich auch bewusst machen, was er denn alles so wunderbares kann… vielleicht ist er ein Meister darin, anderen Menschen zu begegnen, ihnen sein Ohr zu schenken, wahrzunehmen. Vielleicht ist er ein ganz feiner Mensch, der die Natur in all seinen Fassetten wahrnehmen kann. Der sich an den Ursprung erinnert oder oder oder…
Was der eine mit Leichtigkeit kann, das ist für den anderen eine riesen Herausforderung…
Das haben mir meine beiden Pferde Yoki & Napoleon heute wieder mal bewusst gemacht.
Denn Yoki begegnet der Gymnastikmatte mit Leichtigkeit, voller Neugierde. Sie stellt sich mit allen vieren auf die Matte. Scharrt darauf mit ihren Hufen, schnubbelt mit ihrer Lippe auf der Matte und nimmt sich gierig eine Möhre.
Napoleon dagegen begegnet der Matte mit ganz viel Abstand. Eine riesen Herausforderung. Hin und hergerissen zwischen der Angst vor ihr… und der Lust die Möhren zu fressen. Mit einem ganz langen Hals nimmt er die Möhre. Wow und da kann er schon mega stolz auf sich sein.
Wie oft verlangen wir etwas von uns selbst, etwas zu tun, nur weil es andere vielleicht machen oder können?
Wie oft verlangen wir von anderen… unseren Tieren oder auch Kindern… das sie etwas machen, weil andere Tiere oder Kinder es eben auch tun?
Vergessen wir dabei vielleicht unsere einzigartige Individualität oder die Individualität unseres Gegenübers?
Früher hätte ich versucht, Napoleon im Hau-Ruck-Verfahren über die Matte gehen zu lassen. Früher hätte ich mich selbst gezwungen im Hau-Ruck-Verfahren einen Vortrag zu halten, bei dem ich totale Unsicherheit verspüre.
Heute lasse ich Napoleon alle Zeit der Welt. Er darf sich die Zeit nehmen, die er braucht, um peu á peu Selbstvertrauen aufzubauen. Angst abzubauen. Um dann irgendwann voller Freude und Leichtigkeit auf die Matte zu steigen.
Heute schenke ich mir selbst alle Zeit der Welt, die ich brauche, um peu á peu Selbstvertrauen aufzubauen und Ängste abzubauen. Um eben auch irgendwann mal voller Freude und Leichtigkeit Vorträge oder ähnliches zu halten.
Schauen wir mal was kommen mag. Kleine Schritte sind manchmal so viel kraftvoller und nachhaltiger.
Jeder hat eine andere Geschichte. Braucht mehr oder weniger Zeit. Mehr oder weniger Sicherheit. Sich selbst bzw. den anderen so anzunehmen wie er ist – das ist vielleicht der Schlüssel… was meinst du?
Ich jedenfalls wurde heute wieder mal an etwas wesentliche erinnert. Jeder einzelne ist so wunderbar individuell. Jeder einzelne ein Meister in seinem Element.
Und das ist auch gut so! Das macht unsere Welt so kunterbunt!