wann & wo meine pers. Reise so richtig Fahrt aufgenommen hat

In den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, wann meine persönliche Reise zu mir selbst eigentlich so richtig Fahrt aufgenommen hat. Was war besonders prägend? Was hat mir wertvolle Erfahrung geschenkt und mich mehr und mehr aufgefordert, mein Leben zu reflektieren?

Und immer wieder sehe ich verschneite Berge vor meinem inneren Auge. Die Schweiz. Meine Zeit auf der Alm im wunderschönen Tessin mit Blick auf den Lago di Maggiore.

Ich muss bereits überlegen, wie lange es her ist, dass ich mich auf den Weg gemacht habe. Es war im März 2014. Beinahe 7 Jahre ist es jetzt schon her. Ich sitze im Nachtzug und alles ist so neu und aufregend. Ich habe mich tatsächlich getraut und starte los in mein persönliches Abenteuer. Von meinem Job im Personalwesen habe ich mich für ein Jahr beurlauben lassen. Auch die Uni, an der ich nebenberuflich studiere, ruht für diese Zeit. Ich mache mich endlich auf, habe ich sonst immer nur sehnsüchtig den Backpackern neidvoll hinterhergeschaut, die in die Welt ziehen, so tue ich es jetzt einfach selbst. Freiheit und ein unglaubliches Glücksgefühl erfüllen mich.

Ich weiß noch wie heute wie es sich anfühlte. Meinem vorübergehenden neuen Zuhause für die nächsten 1-2 Monate näher zu kommen. Meine Blicke schweifen aus dem Fenster des Zuges. Die Sonne scheint. Alles ist weiß – wunder wunder schön! Als ich am Bahnhof ankomme ist mir richtig warm. Es ist noch Winter aber hier strahlt die Sonne so viel Wärme aus.

Ich bin aufgeregt. Wo ist der Freund meines Almvaters, der mich vom Bahnhof bis zum Berg bringen wird? Ich finde ihn. Er spricht Italienisch. Ich nicht 😉 Aber wir schaffen es.. uns mit Händen und Füßen zu verständigen und ich lache auf dieser kurzen Fahrt ziemlich viel. Dann setzt er mich am Berg aus und wir verabschieden uns. Ich ziehe los.

Mit meinem vollbepacktem riesen Rucksack und diesen dicken Winterklamotten wird mir schnell warm. Ich folge dem schmalen Bergweg, der mich wohl nach da ganz oben führen wird. Hier unten bewundere ich noch ein paar kleine alte schnuckelige Berghäuschen. Eine kleine Kapelle. Wegweiser mit der Aufschrift „Odro“ die mir sagen, dass ich richtig bin. Je höher ich aufsteige, desto mehr Schnee begegnet mir. Meine Schuhe sinken immer mehr ein. Irgendwann sogar stehe ich bis zu den Knien im Schnee.. Es ist fraglich, wie lange ich so noch weiterkomme.

Louis, mein „Almvater auf Zeit“ ist auf dem Weg zu mir. Im Gepäck muss er Schneeschuhe haben, die wohl den Aufstieg möglich machen. Es ist unglaublich. Dieses Bergpanorama. Einfach nur Schnee… Sonne… die Bäume die durch den Schnee hindurchblinzeln. Natur pur. Ich bin schon jetzt körperlich total fertig und doch so voller Adrenalin und Vorfreude auf alles was noch kommt.

In der Ferne erblicke ich einen Mann. Louis mein „Almvater auf Zeit“ sieht tatsächlich so aus, wie man sich einen echten Almöhi vorstellt. Er spricht Deutsch, ist unglaublich sympathisch und weiß gleich was ich brauche. Er zückt ein Stück Schokolade aus der Tasche und macht mich damit unglaublich glücklich.

Die Schneeschuhe sind schnell angeschnallt und mit ein wenig Übung klappt der weitere Aufstiegt damit auch echt gut. Lawinen brechen von den Bergen hinunter. Dort hinten am Wasserfall, was aber für uns nicht gefährlich ist, so klärt er mich auf. Eine atemberaubende Geräuschkulisse und so schön mit anzusehen.

Glaube mir, es war so beeindruckend, dass ich mich noch erinnere, so als wäre es gestern erst gewesen. Wie erleichtert ich war dort oben anzukommen. Fix und fertig mit der Welt doch Überglücklich! Meine Almschwester die ich mit der Zeit kennen und lieben lernte begrüßte mich. Ich lernte die Ziegen kennen, für die ich während meines Almaufenthaltes verantwortlich war. Gitzi-Geburten standen einige an.
Ich könnte noch ewig davon berichten!

Aber die Frage die mich beschäftigte war ja vor allem, warum es gerade diese Zeit war, die mich so geprägt hat. Die mir so viel für mein weiteres Leben geschenkt hat?

Ich erinnere mich, wie ich über mehrere Stunden Schneeschaufelnd mit meiner Almfamilie sein durfte. Zusammen aber doch jeder für sich. Und bei dieser körperlichen Arbeit hatte ich immer wieder Gedanken- und Herzensblitze. Blitze die mir aufzeigten, was wirklich wichtig ist. Was ich verändern werde, wenn ich irgendwann mal wieder in meinem „normalen Zuhause“ bin. Was wirklich im Leben zählt und glücklich macht. Das weniger mehr ist. Das Zeit so unglaublich intensiv genutzt werden kann. Die Natur im Wandel der Zeit zu erleben. Wie sich die Schneedecke lichtet und unter ihr neues grünes Leben erwacht. Achtsam mit Lebensmitteln zu sein, sich teilweise selbst zu versorgen, autark zu leben. Ich lernte wie schön sich eine heiße Dusche nach einer Woche Abstinenz anfühlt.

Meine Zeit in der Schweiz. Ich bin sicher diesen wundervollen Ort, werde ich irgendwann nochmal besuchen dürfen. Noch heute, wenn wir im Winter unseren Ofen anfeuern und ich das erste mal intensiv diesen Geruch wahrnehme, dann erinnere ich mich an diese ganz intensive Zeit und mein Herz hüpft.

Ich könnte noch so so viel von meinen Tagen dort oben erzählen. Die Reise zu mir selbst hat an diesem ganz ursprünglichen Ort mitten in der Natur Fahrt aufgenommen. Die Natur hat mir dort oben ganz viel für meine eigene Natur geschenkt.

Was ein Geschenk, dass ich mich damals getraut habe, mir diese Auszeit zu schenken.
Ich war eine Suchende vor meiner Auszeit..  Eine Suchende nach mir selbst. Nach meinem Sinn.

Natürlich hatte ich nach dieser Zeit längst nicht alle Antworten gefunden. Nach und nach erhielt und erhalte ich aber immer mehr davon 🙂 und die Leere in meinem Inneren existiert schon einige Zeit nicht mehr. Sie füllt sich. Täglich ein Stückchen mehr…

Welche Zeit hat dich besonders geprägt?
Gab es ein Abenteuer, das du beschritten hast, dass dir eine ganz besondere Erfahrung geschenkt hat?

Heute lebe ich zwar auf keiner Alm (das wäre noch einer dieser Träume) 😉 aber zumindest ist unserer kleiner NaturNahHof eine gute Alternative, wenn auch auf dem flachen Land. Hier dürfen wir mit der Natur sein. Sein mit unseren Tieren und all den Wildtieren und auch das Thema Selbstversorgung und Einfachheit nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ durften in unseren Alltag Raum finden.

In der Natur ist es für mich am einfachsten, meine Natur zu erfahren.
Vielleicht kannst du das nachvollziehen?

Schön, dass ich dich ein wenig mit auf den Berg im schönen Tessin nehmen durfte.
Von Herzen, deine Sonja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.